Wortgeschichte

Fasching, Karneval, Fastnacht – Was sagt man wo und woher kommen die Wörter?

Der Karneval ist im vollen Gange, zumindest dort, wo man Karneval feiert. Anderswo gibt es keinen Karneval, dort wird stattdessen Fasching gefeiert. Aber bei Fasching und Karneval bleibt es nicht, es gibt auch Regionen, in denen die Fastnacht begangen wird. Wieder andere Regionen machen es sich leicht und ignorieren das Spektakel weitgehend. Wir begehen heute den linguistisches Fasching und schauen uns an, wo welche Bezeichnung für die narrenhafte Zeit genutzt wird und woher die verschiedene Wörter stammen. Und am Schluss erwartet euch noch ein etymologischer Blick auf die Karnevalsausrufe alaaf und helau. Na dann mal los mit dem Faschingsspaß!

Fasching, Karneval, Fastnacht: Was sagt man wo?

Glücklicherweise hat der Atlas der deutschen Alltagssprache eine Erhebung zur Verwendung von verschiedenen Wörtern für die Zeit rund um Rosenmontag durchgeführt. Die Ergebnisse sehen wir auf dieser Karte:

Das Bild zeigt eine Karte von Deutschland, Österreich und der Schweiz. Auf der Karte sind verschiedenfarbige Punkte zu sehen, die jeweils markieren, ob an dem Ort Fasching, Karneval, Fasnacht, Fastnacht, Fasnet oder Fasenacht für die Zeit vor Aschermittwoch gesagt wird. Es lassen sich drei Gebiete erkennen: Im Nordwesten Deutschlands sagt man vorrangig Karneval (vor allem in Münster und Köln). Im Südwesten und in der Schweiz Fastnacht und Varianten davon. Im überwiegenden Teil von Deutschland wird Fasching genutzt, genauso wie in ganz Österreich.

Abbildung 1: Verteilung der Bezeichnungen für die Zeit vor dem Aschermittwoch aus dem Atlas der deutschen Alltagssprache

Die Karte zeigt, dass Fasching am stärksten im deutschsprachigen Raum verbreitet ist: Es ist in ganz Österreich die einzige Variante, die genutzt wird. Auch in Deutschland ist die Variante am beliebtesten: Von ganz Süden bis Norden findet sich Fasching als Bezeichnung für die Zeit vor Aschermittwoch. Allerdings gibt es eine große Ausnahme: Der (Nord)-Westen rund um Münster, Köln und Ostfriesland sagt nicht Fasching, sondern ganz klar Karneval. Weiter südlich im Westen rund um Mainz ist dagegen die Fasenacht verbreitet und südlich von Stuttgart die Fasnet. In der Schweiz hat sich die Fasnacht durchgesetzt. Die Fastnacht findet sich immer mal wieder verstreut auch in den Teilen Deutschlands, in denen vorrangig Fasching gesagt wird.

Wir können insgesamt drei Gebiete ausmachen: Das größte Gebiet macht das Fasching-Gebiet aus, das sich über ganz Deutschland (bis auf den Westen) und Österreich erstreckt. Dann gibt es ein klares Karneval-Gebiet im (nördlichen) Westen von Deutschland. Und im südlichen Westen und der Schweiz haben wir ein Fastnacht-Gebiet mit all den lautlichen Varianten von Fastnacht (Fasnet, Fasnacht, Fasenacht). Manche Orte im Fasching-Gebiet von Deutschland tanzen etwas aus der Reihe und sagen Fasnacht oder auch mal Karneval. Fasching ist in den Karneval– bzw. Fastnacht-Gebieten aber nicht zu finden.

Jetzt wissen wir also, was wir wo sagen, aber woher kommen denn Fasching, Karneval und Fastnacht?

Etymologischer Fasching

Beginnen wir diesmal mit dem Karneval. Karneval geht auf das italienische carnevale zurück. Dieses wiederum lässt sich auf mittellateinisch carnelevare zurückführen. Das bedeutet ‚Vorfastenzeit‘ oder wortwörtlich ‚Fleischwegnehmen‘ (carne = ‚Fleisch‘, levare = ‚wegnehmen‘). Zur Fastenzeit wurde üblicherweise auf Fleisch verzichtet und damit war die Abwesenheit von Fleisch praktisch dasselbe wie Fasten. Das Fleischwegnehmen markierte somit den Auftakt zur Fastenzeit. Und das tut der Karneval ja noch heute: Mit dem Aschermittwoch endet der Karneval und die Fastenzeit beginnt. Es gibt noch eine zweite Herkunftsgeschichte von Karneval, die immer wieder auftaucht. Hier wird Karneval auf carne val ‚Leb wohl, Fleisch!‘ zurückgeführt, ebenfalls in Anlehnung an die anstehende Fastenzeit. Diese Ableitung wird vom DWDS als nachträgliche Deutung verstanden und damit als Volksetymologie, die sich so nicht in der Sprachgeschichte nachverfolgen lässt.

Wir machen weiter mit der Fastnacht. Diese hat eigentlich eine ganz ähnliche ursprüngliche Bedeutung wie der Karneval. Die Fastnacht geht auf das mittelhochdeutsche Wort vastnaht zurück, was ‘Nacht vor dem Fasten’ bedeutete. Das fast in Fastnacht ist also direkt mit dem Verb fasten verwandt. Auch hier markiert die Fastnacht also wortwörtlich den Anfang der Fastenzeit.

Im Fasching erahnen wir Fas(t), also das Fasten, heute nur noch. Fasching geht auf das mittelhochdeutsche Wort vaschanc zurück, das sich auf zwei mögliche Wörter stützen könnte: Einerseits könnte es sich um *vastganc handeln, was man mit dem ‚Gang zur Fast‘ übersetzt werden kann. Auch hier wäre also ursprünglich der Übergang zum Fasten gemeint und dann später das ‘schwärmerische Treiben zur Fastnacht’. Andererseits wäre eine Ableitung aus *vastschanc möglich, was dann ein ‘Fastschank’ wäre, also der letzte Trunk vor dem Fasten. Das Wort Fasching stammt übringens aus dem bairisch-österreichischen Raum, was sich in der heutigen stabilen Verbreitung von Fasching in Österreich und Bayern spiegelt.

Wir sehen also: So unterschiedlich die Wörter sind, so gleich sind sie in ihren Bedeutungen: Alle benennen die Zeit kurz bevor es in die Fastenzeit geht.

Ein Schmankerl zum Schluss: Alaaf und helau aus linguistischer Sicht

In Düsseldorf und Köln dürfen die üblichen Karnevalsrufe samt Überzeugung, den einzig wahren Ruf zu rufen, nicht fehlen. Aus linguistischer Sicht ist dabei natürlich vor allem eine Sache spannend: Woher kommen die Rufe überhaupt? Ich habe zum Glück einen Artikel im DWDS entdeckt, der dieser Frage nachgeht.

Die Etymologie von Alaaf lässt sich gut zurückverfolgen: All af stammt aus dem Ripuarischen, das ist der Dialekt, den man rund um Köln spricht. Ripuarisch all af bedeutet ‚alles ab(wärts)‘. Kölle Alaaf bedeutet dementsprechend ‚Alles (ist) unter Köln‘, was sich als ‚Köln geht über alles‘ verstehen lässt. Kölle Alaaf ist also eigentlich ein wenig dezenter Lokalpatriotismus.

Schwieriger ist die Lage bei Helau. Hier lässt sich die Wortgeschichte nicht sicher zurückverfolgen. Aber es gibt natürlich Thesen: Helau wird auf halleluja zurückgeführt, ebenso wird eine Verbindung zu hallo vorgeschlagen. Richtig belegen lässt sich die Verbindung jedoch nicht. So oder so scheint helau ohne Lokalpatriotismus auszukommen.

Wen Helau und Allaf im Detail interessieren, dem möchte ich den oben erwähnten Artikel im DWDS noch einmal empfehlen: Hier wird noch viel genauer auf die Herkunft der Wörter eingegangen und die Verteilung der Rufe diskutiert. Ungedingte Lektüreempfehlung!

Das war’s mit unserem linguistischen Fasching. Allen, die feiern, wünschen wir weiterhin viel Spaß. Allen, die es ignorieren, frohes Ignorieren!

Zum Weiterlesen und -etymologieren:

Atlas der Deutschen Alltagssprache: Zeit vor dem Aschermittwoch

Fasching im DWDS

Fastnacht im DWDS

Karneval im DWDS

Pfeiffer, Anja (2023): Alaaf und Helau! Karnevalsrufe im Rheinland. Artikel im DWDS

Ein Kommentar zu „Fasching, Karneval, Fastnacht – Was sagt man wo und woher kommen die Wörter?

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