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Etymologisches Halloween: Woher kommen Gespenster, Geister und Hexen?

Wenn schon einmal eine Zwiebel am gruseligsten Tag im Jahr erscheint, ist das Thema der Zwiebel natürlich klar: Halloween! Wir widmen uns dem Thema heute einmal etymologisch und schauen uns an, woher die Wörter Halloween, Gespenst, Geist und Hexe eigentlich kommen. Viel Spaß beim etymologischen Gruseln!

Halloween

Halloween ist aus dem Englischen ins Deutsche gekommen. Dort war Halloween mal nicht nur ein Wort, sondern mehrere Wörter: Halloween geht auf Mittelenglisch all hallow even/all hallow’s eve zurück. All hallow ist dabei die Bezeichnung für Allerheiligen und even/eve eine kurze Form für evening ‚Abend‘. Halloween ist also etymologisch betrachtet nichts anderes als der Abend vor Allerheiligen. Das ist für so ein gruseliges Fest erstaunlich ungruselig.

Gespenst

Kein Halloween ohne Gespenster! Gespenst hat eine sehr spannende Etymologie: Es geht auf althochdeutsch spanst zurück, was ‚Verlockung, Verführung‘ bedeutet hat. Daraus leitete sich dann das Verb spanan ab mit der Bedeutung ‚verlocken, verführen‘. Das Gespenst ist also eigentlich ‚etwas, das lockt und verführt‘, vermutlich in der Art eines bösen Trugbilds, das einen in die Irre führt. Das Verb ist inzwischen verschwunden, aber das Gespenst blieb, auch wenn es heute nicht mehr als etwas Verführendes gilt.

Geist

Geist hat heute viele Bedeutungen: Es kann sich um ein Gespenst handeln, dann gibt es aber auch noch den Heiligen Geist und auch die Seele kann als Geist bezeichnet werden. Geist ist ein sehr altes Wort, allerdings lässt es sich nicht so leicht zurückverfolgen, weil es schon früh in mehreren Bedeutungen genutzt wurde. Im Althochdeutschen gibt es auch schon den geist, allerdings nur als Übersetzung für das lateinische spiritus ‚Seele‘ und damit nur im christlichen Kontext. Im Altenglischen gibt es aber auch eine andere Verwendung von geist: Hier existierte das Verb gǣstan, das ‚in Schrecken versetzen‘ bedeutete. Und auch im Gotischen ist Geist belegt im Wort usgeisnan ‘erschrecken’. Daher geht man davon aus, dass Geist im Germanischen so viel wie ‚Aufregung/Ekstase‘ und ‚übersinnliches Wesen/Gespenst‘ bedeutet hat. In dieser Bedeutung finden wir Geist aber erst im Mittelhochdeutschen. Und von da hat Geist noch eine Abzweigung genommen: Ab dem 18. Jahrhundert wurde es unter Einfluss von französisch esprit als ‚besondere Denkfähigkeit/Scharfsinn‘ verwendet. Der Geist hat also schon einiges mitgemacht in seiner Wortgeschichte.

Hexe

Halloween ist natürlich auch die Zeit der Hexen. Hexe lässt sich ebenfalls weit in der Sprachgeschichte zurückverfolgen. Im Althochdeutschen begegnet uns das Wort als hazus, hazussa, im Altenglischen als hǣgtesse. Und bei hǣgtesse handelte es sich eigentlich um ein Kompositum. Der erste Teil Hag ist gut belegt: Es handelt sich beim Hag um ein Gebiet, das an ein Gehöft angrenzt. Der zweite Teil tesse ist nicht so klar zuzuordnen. Die etymologischen Wörterbucher Pfeiffer und Kluge schlagen beide eine Verbindung zu Wörtern vor, die ‚Gespenst‘ bedeuteten. Die Erklärung dafür erspare ich euch an dieser Stelle. Wir haben also insgesamt ein Gespenst, das irgendeinen Bezug zum Hag und damit zum Gebiet vorm Gehöft hat. Die Etymologie lässt sich auf zwei Weisen deuten: Die hǣgtesse ist laut Kluge ein übernatürliches Wesen, das bis zum Hag mächtig ist, aber nicht darüber hinaus. Beim Pfeiffer ist sie dagegen ein Wesen, das auf Zäunen lauert und versucht, das Gehöft zu bedrohen. Der Zaun kommt durch ein anderes altes Wort für Hexe ins Spiel: Es gibt noch das altnordische Wort tunrida, das ebenfalls Hexe bedeutet und wortwörtlich ‚Zaunreiterin‘ meinte. In der germanischen Vorstellung war bei Hexen also nicht Besenreiten, sondern eher Zaunreiten angesagt.

Die hǣgtesse kann uns übrigens auch heute nicht nur in der Hexe, sondern auch im Englischen begegnen. Zwar entspricht unsere Hexe im Englischen heute am ehesten einer witch, aber es gibt immer noch das Wort hag. Während witch eine Person mit magischen Fähigkeiten ist und positiv verwendet werden kann, bezeichnet hag eine alte, böse und hässliche Frau. Hag hat es somit von der Bezeichnung für einen Ort zu einem Schimpfwort gebracht.

Und der Kürbis?

Der darf bei Halloween natürlich nicht fehlen! Die Etymologie von Kürbis haben wir allerdings in einer unserer Gemüse-Zwiebeln schon lange erklärt. Aber warum gehört der Kürbis eigentlich zu Halloween? Dieser Brauch geht auf die Legende von Jack O‘ Lantern (Jack mit der Laterne) zurück. Laut Wikipedia geht seine Geschichte so: Jack legte mehrfach den Teufel rein, um dem Tod zu entgehen. Als er starb, wurde er weder im Himmel noch in der Hölle aufgenommen. Der Teufel soll ihm aus Mitleid eine glühende Kohle aus dem Höllenfeuer gegeben haben, die Jack in einen ausgeschnitzten Kürbis steckte, um fortan als Jack O‘ Lantern am Abend von Allerheiligen in der Dunkelheit umherzuwandeln. Der ausgeschnitzte Kürbis mit dem Licht soll daher den Teufel vertreiben.

Ich würde sagen, damit haben wir die wichtigsten Dinge für Halloween beisammen. Jetzt sind wir etymologisch gerüstet fürs Fest und wünschen Happy Halloween!

Zum Weiteretymologieren:

DWDS-Eintrag zu Halloween

DWDS-Eintrag zu Hexe

DWDS-Eintrag zu Geist

DWDS-Eintrag zu Gespenst

Merriam Webster Eintrag zu hag

Kluge: Etymologisches Wörterbuch der Deutschen Sprache. Bearbeitet von Elmar Seebold. Berlin/Boston: De Gruyter.

3 Kommentare zu „Etymologisches Halloween: Woher kommen Gespenster, Geister und Hexen?

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