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Habe ich eine lila Hose oder eine lilane Hose?

In dem Laden gibt es farbenfrohe Kleidung: eine lila Hose, ein rosa T-Shirt und einen orange Rock . Oder hat der Laden eine lilane Hose, ein rosanes T-Shirt und einen orangen Rock? Wir schauen uns heute Farbadjektive genauer an. Dabei geht es uns vorrangig um Farbadjektive wie lila, rosa und orange, die sich nicht recht entscheiden können, ob sie flektieren wollen oder nicht.

Farbadjektiv ist nicht gleich Farbadjektiv

Bevor wir uns mit lila, rosa und orange befassen, schauen wir uns noch einmal die klassischen Farbadjektive an: blau, rot, gelb, grün. Diese flektieren ohne Probleme: Eine blaue Hose, ein rotes T-Shirt, ein gelber Rock, ein grünes Kleid. Niemand würde auf die Idee kommen von einer blau Hose, einem rot T-Shirt, einem gelb Rock und einem grün Kleid zu sprechen. Warum ist die Lage bei lila, rosa und orange anders?

Lila, rosa und orange sind viel jünger als rot, blau, gelb und grün. Orange gibt es erst seit dem 17. Jahrhundert als Farbadjektiv, lila und rosa erst seit dem 18. Jahrhundert. Rot, blau, gelb und grün gibt es dagegen schon seit dem Althochdeutschen. Das ist auch nicht verwunderlich, schließlich handelt es sich ja bei Rot, Blau und Gelb um Primärfarben. Grün ist zwar eine Mischung aus Blau und Gelb, wird aber auch als eine Grundfarbe in der Gegenfarbtheorie gesehen. Lila, rosa und orange benennen dagegen sehr spezielle Farbtöne. Da stellt sich natürlich die Frage, woher lila, rosa und orange eigentlich kommen.

Von der Fremdsprache ins Deutsche, vom Substantiv zum Adjektiv

Orange, lila und rosa sind aus Fremdsprachen übernommen. Bei orange sehen wir den substantivischen Ursprung noch sehr deutlich, denn wir kennen natürlich auch die Orange. Adjektiv wie Substantiv wurden aus dem Französischen entlehnt. Lila kommt ebenfalls aus dem Französischen: Französisch lilas ist der Flieder. Rosa kommt vom Lateinischen rosa, das Rose bedeutet.

Die Farbadjektive benennen damit alle die Farbe einer Frucht oder Blüte: die Farbe von Orangen, von Flieder, von Rosen. Das sieht man auch daran, dass rosa als alleinstehendes Adjektiv zwar sehr jung ist, aber das heißt nicht, dass man vorher nicht über die Farbe reden konnte. Vorher wurden Formen wie rosarot und rosenfarben genutzt. Es gab also durchaus das Bedürfnis, über die Farbe zu sprechen, aber es war kein ganz eigenständiges Farbadjektiv nötig.

Kommen wir jetzt zurück zur Ursprungsfrage: Warum gibt es denn nun lila und lilane Hemden?

Was hat das alles mit Flexion zu tun?

Neue Wörter in einer Sprache sollten möglichst wenig verändert werden: Sie sind unbekannt und damit man sie besser wiedererkennen kann, ist es gut, wenn sich sich kaum verändern. Dieses Phänomen heißt Morphemkonstanz und ihr kennt es schon, wenn ihr fleißig die Zwiebel lest: Wir haben zum Beispiel hier und hier schon einmal darüber geschrieben. Bei neuen Adjektiven gilt das natürlich auch: Am besten verändert man das Adjektiv gar nicht, so kann man es besser wieder erkennen.

Das Widerstreben neue Wörter zu verändern, sehen wir auch darin, dass lila zunächst nur als lilafarben verwendet wurde, ähnlich wie rosa, dass es wie oben erwähnt lange nur in Verbindungen wie rosarot gab. Wenn man –farben an das Adjektiv hängt, kann es immer gleich bleiben, weil ja nur –farben sich ändern muss: die lilafarbene Hose.

Für mich hat oliv momentan einen ähnlichen Status. Ich kann zwar gut sagen: Die Hose hat ein schönes Oliv. Aber ich würde immer von einer olivfarbenen Hose sprechen und nicht von einer oliven Hose. Und eine oliv Hose klingt auch komisch, da ist der Umweg über olivfarben am einfachsten.

Aber zurück zu rosa, lila und orange. Es ist ja nun so, dass das 18. Jahrhundert auch schon ein Weilchen her ist. Und normalerweise flektieren Adjektive nun einmal. Daher machen auch die neuen Farbadjektive das, was Adjektive tun: Sie flektieren. Und so haben wir einen rosanen Schuh, ein lilanes Kleid und ein oranges Hemd.

Euch ist vielleicht aufgefallen, dass sich in einige Formen ein –n eingeschummelt hat: Eigentlich müssten es ja rosae Schuhe und lilae Kleider sein. Das ist aber nicht besonders schön zu sprechen. Daher nutzen wir ein –n um das Aufeinandertreffen von zwei Vokalen (auf Linguistisch nennen wir das Hiatus) zu vermeiden.

Und was sagt der Duden dazu?

Der Duden gibt sich in Hinblick auf Farbadjektive sehr konservativ und wertet alle Formen mit Flexion bei rosa und lila als umgangssprachlich. Nur bei orange geht laut Duden beides. Wer also ganz normgerecht sprechen will, sollte lila Hose und rosa T-Shirt sagen. Beim orange(n) Kleid kann man sich dann aussuchen, was man sagt. Das mit dem normgerechten Sprechen ist ja generell so eine Sache, aber bei Farbdjektiven ganz besonders. Der Duden führt nämlich auch pink als unflektierbar: Demnach ist also die pink Hose normgerecht, die pinke Hose hingegen umgangssprachlich. Das widerspricht jeglicher Empirie, aber so steht es trotzdem momentan noch im Duden.

Kennt ihr noch mehr Farbadjektive, die sich noch nicht entschieden haben, ob sie flektieren wollen? Lasst es uns gerne wissen, in den Kommentaren oder bei Twitter.

Zum Weiterlesen:

Grammis zur Flexion von Adjektiven

lila im DWDS

lila im Duden

orange im DWDS

orange im Duden

rosa im DWDS

rosa im Duden

pink im Duden

2 Kommentare zu „Habe ich eine lila Hose oder eine lilane Hose?

  1. Was ich nicht alles bei euch lerne 😀
    Die Frage in Bezug auf lila und orange habe ich mir tatsächlich schon oft gefragt; orange versuche ich nicht zu flektieren, da habe ich mich noch nicht dran gewöhnen können und bleibe beim Umweg mit orangefarben.

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