Linguistische Teilgebiete

Was ist der Unterschied zwischen Substantiv und Subjekt?

Ein Klassiker unter den Fragen im Linguistikeinführungsseminar: Was ist noch mal der Unterschied zwischen Substantiv und Subjekt? Wir widmen uns heute diesem Klassiker und schauen uns noch einmal genau an, was ein Substantiv ausmacht, was ein Subjekt ausmacht und warum die beiden gerne in einen Topf geschmissen werden. Auf geht’s!

Substantiv und Subjekt im Vergleich

Substantive und Subjekte werden gerne verwechselt: Das liegt daran, dass Substantive häufig Teil eines Subjekts sind und außerdem klingen Substantiv und Subjekt halt auch relativ ähnlich. Tatsächlich sind Substantive und Subjekte aber grundverschieden. Das liegt daran, dass wir uns auf völlig unterschiedlichen Ebenen befinden, wenn wir über Substantive oder Subjekte reden. Lasst uns die Ebenen mal genauer betrachten.

  • Ein Substantiv ist eine Wortart.
    • Bei Wortarten schauen wir uns einzelne Wörter an und fragen: Welche Eigenschaften hat dieses Wort? Und anhand dieser Eigenschaften weisen wir dem Wort dann eine Wortart zu.
  • Ein Subjekt ist ein Satzglied.
    • Bei Satzgliedern fragen wir: Welche Wörter gehören zusammen und welche Funktion haben sie im Satz? Anhand der Funktion wird die Wortgruppe dann benannt.

Das klingt erst einmal alles sehr abstrakt. Deswegen spielen wir das einmal für Substantive und Subjekte anhand von Beispielen durch.

Wortarten: Substantive erkennen

Wie wir eben gelernt haben, ist ein Substantiv eine Wortart. Du kennst Substantive vielleicht auch unter dem Namen Nomen oder aus der Schule als Hauptwort. Das meint jeweils das Gleiche.

Wir bestimmen jetzt mal Substantive in diesem Satz:

Der Hund jagt die Katze.

Hier sind die Substantive Hund und Katze enthalten. Substantive erkennen wir unter anderem daran, dass sie ein Genus haben (der Hund, die Katze). Außerdem werden sie dekliniert. Sie ändern sich also nach den Kasus (Fällen) Nominativ, Genitiv, Dativ und Akkusativ (der Hund, des Hunds, dem Hund, der Hund). Substantive stehen oft mit Artikeln (der Hund) und Adjektive (die hungrige Katze). Mehr zu Substantiven könnt ihr in dieser Zwiebel nachlesen.

Die meisten Studierenden sind gut darin, Substantive zu erkennen. Das liegt zum einen daran, dass Substantive sehr klar definiert sind und häufig Dinge in der Welt beschreiben. Zum anderen werden Substantive im Deutschen groß geschrieben und diese Wortart ist daher für uns besonders auffällig, weil sie viel Aufmerksamkeit im Deutschunterricht bekommt.

Schwieriger ist für Studierende das Subjekt und das schauen wir uns jetzt an.

Satzglieder: Subjekte erkennen

Wir haben oben gelernt, dass Satzglieder Gruppen von Wörtern sind, die bestimmte Funktionen im Satz übernehmen. Das Subjekt ist so eine Funktion. Es steht immer im Nominativ und verweist meistens auf jemanden, der etwas macht. Wir schauen uns nochmal den Beispielsatz an, um das besser zu verstehen:

Der Hund jagt die Katze.

Hier macht ja der Hund etwas mit der Katze. Und tatsächlich ist der Hund auch das Subjekt des Satzes. Wir können das Subjekt des Satzes erfragen mit Wer oder was?. Fragen wir mal für den ersten Satz: Wer oder was jagt die Katze?der Hund.

Und hier fängt jetzt die Verwirrung an. Wenn man fragt: Was ist das Subjekt im Satz Der Hund jagt die Katze? Dann antworten viele Hund. Das ist aber nicht richtig. Nicht Hund ist Subjekt, sondern der Hund. Hund ist nur Teil des Subjekts.

Satzglieder können zwar auch mal einzelne Wörter sein, aber meistens handelt es sich bei Satzgliedern um mehrere Wörter, die zusammengehören. Dass sie zusammengehören, erkennt man daran, dass man sie nur gemeinsam im Satz verschieben kann.

Ich kann der Hund mit die Katze tauschen: Die Katze jagt der Hund. Ich kann aber nicht Hund alleine irgendwohin ziehen: Der jagt Hund die Katze ist kein Satz im Deutschen. Der Hund kann also nur als eine Einheit im Satz verschoben werden. Und diese Einheit übernimmt im Satz die Funktion Subjekt.

Und was ist mit der Katze? Welche Funktion übernimmt diese Wortgruppe? Das ist ein Objekt. Mit Objekten passiert in der Regel etwas, in dem Fall wird die Katze gejagt. Objekte können im Akkusativ und im Dativ stehen. Daher fragt man auf zwei Weisen nach Objekten: Mit Wen oder was? (Akkusativobjekt) und mit Wem oder was? (Dativobjekt) In unserem Beispielsatz haben wir ein Akkusativobjekt: Wen oder was jagt der Hund? – die Katze.

Nach diesem schnellen Ritt durch Wortarten und Satzglieder können wir also für unseren Beispielsatz festhalten: Wir haben Hund und Katze als Substantive und der Hund als Subjekt. Und viel wichtiger: Wir stellen fest, dass Substantive und Subjekte auf völlig unterschiedlichen Ebenen liegen: Einmal geht es um Wortarten, einmal um Satzglieder.

Warum werden die beiden aber trotzdem so gerne verwechselt? Das schauen wir uns jetzt noch einmal näher an.

So unterschiedlich und doch so ähnlich: Die Krux mit Substantiv und Subjekt

Wie wir schon festgestellt haben, sind Substantive oft Teil eines Subjekts. Im Satz Der Baum schwankt im Wind ist der Baum Subjekt (Wer oder was schwankt im Wind?). Hierbei ist aber noch einmal ganz wichtig zu sagen: Das Substantiv ist Teil des Subjekts, es ist nicht alleine Subjekt, sondern nur in Verbindung mit der. Weil aber der nicht so auffällig ist, wird oft verkürzt und gesagt, Baum ist das Subjekt. Noch einmal: Nein, der Baum ist Subjekt, nicht Baum alleine. Wir erinnern uns an oben: Da war es genauso. Der Hund ist Subjekt des Satzes Der Hund jagt die Katze, nicht Hund alleine.

Ich kann ein Subjekt übrigens auch noch beliebig verlängern, wenn ich will:

Der alte knarzige Baum im Garten, der eigentlich längst gefällt werden sollte, schwankt im Wind.

Was ist hier das Subjekt? Das ist nicht der Baum, sondern der alte knarzige Baum im Garten, der eigentlich längst gefällt werden sollte. Subjekte können ganz schön lang sein!

In ganz seltenen Fällen kann auch mal ein Substantiv alleine Subjekt des Satzes sein (Glück kommt und geht). Das ändert aber nichts daran, dass wir trotzdem auf zwei Ebenen unterwegs sind, wenn wir über Substantiv und Subjekte reden: Wortart und Satzglied.

Wichtig ist außerdem, dass ein Subjekt überhaupt gar kein Substantiv sein muss. Nehmen wir mal den Satz Ich esse ein Eis. Was ist hier Subjekt? Wer oder was ist das Eis? – Ich. Ich ist kein Substantiv, sondern ein Pronomen.

Und es gibt noch einen Grund, warum Subjekte und Substantive gerne verwechselt werden. Bei beiden spielt der Kasus eine wichtige Rolle. Bei Substantiven wird ständig der Kasus bestimmt und das Subjekt hängt ja per Definition an einem Kasus, denn es kann nur im Nominativ stehen. Trotzdem sind wir hier auf verschiedenen Ebenen unterwegs: Das Subjekt gibt den Kasus vor, während ein Substantiv den Kasus annimmt, den es eben braucht, damit es in einem Satzglied genutzt werden kann. Im Fall vom Subjekt ist das der Nominativ.

Der Unterschied zwischen Substantiv und Subjekt auf einen Blick

Wir stellen also fest, Substantiv und Subjekt sind grundverschieden:

  • Ein Substantiv ist eine Wortart. Bei Wortarten schauen wir uns einzelne Wörter an und bestimmen sie anhand ihrer Eigenschaften.
  • Substantive können verschiedene Kasus einnehmen: Nominativ, Genitiv, Dativ und Akkusativ.
  • Ein Subjekt ist ein Satzglied. Bei Satzgliedern schauen wir uns an, welche Wörter zusammengehören und welche Funktion sie erfüllen.
  • Subjekte stehen immer im Nominativ.
  • Ein Substantiv kann Teil eines Subjekts sein, dann steht es im Nominativ.
  • Subjekte können aber auch durch andere Wortarten ausgedrückt werden (bspw. durch Pronomen wie ich).

Ich hoffe, dass damit der Unterschied deutlich geworden ist und wünsche allen Linguistikstudies in der Einführung viel Erfolg bei der Klausur!

Für Syntaxprofis:

Natürlich gibt es nicht nur Dativ- und Akkusativobjekte. Ich habe bei der Beschreibung der Objekte absichtlich das Genitivobjekt (Er wird des Diebstahls bezichtigt) und das Präpositionalobjekt (Ich hoffe auf gutes Wetter) weggelassen, da es in erster Linie um Subjekte und nicht um Objekte ging. Genauso habe ich das Adverbial als Satzglied ausgelassen, um den Fokus auf das Subjekt nicht zu verlieren.

Zum Weiterlesen:

Pittner, Karin/Berman, Judith (2010): Deutsche Syntax. Ein Arbeitsbuch. Tübingen: Narr.

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